
Das „Kunsthandwerk“ erhebt seit Langem den Anspruch „eigentlich“ KUNST zu sein. Hier tritt deutlich ein Minderwertigkeitskomplex zu Tage, der nicht ohne Folgen für die kunsthandwerklichen Produkte bleibt. Eine auch noch so gut gemachte Schüssel, ein Krug, ein Teller, gar eine Kanne – was im Bereich der Keramik handwerklich und gestalterisch zum Schwierigsten gehört – lösen den Anspruch nicht ein, sind sie doch nur für den schnöden Gebrauch gedacht und gemacht. Gleiches gilt für alle anderen gestalterischen Handwerke wie Gold- und Silberschmied*innen oder Glasmacher*innen usw. …

Da Kunst aber „zweckfrei“ zu sein hat, reicht ein gut gestaltetes und funktionales Gebrauchsding nicht aus. Die Folge sind häufig bewusst unbrauchbare Gefäße oder nicht tragbarer Schmuck. Die Museen des Handwerks und die Kataloge von Westerwaldpreis oder der Danner-Stiftung sind voll von solchen Arbeiten.
Manche Kunsthandwerker*innen vollziehen den nötigen großen Schritt und lösen ihre Objekte los von jedem Zweck. Dann gibt es eine Chance, dass daraus KUNST entsteht. Warum nennen sie sich dann nicht Künstler*innen? Auch hierfür gibt es großartige Beispiele. Nicht jede Kunst braucht Material, aber Kunst, die Material braucht um sichtbar zu werden, braucht auch Handwerker*innen, die es beherrschen.


Kunst kommt eben nicht von „können“, sondern von „künstlich“ – von Menschenhand gemacht im Gegensatz zu natürlich entstanden. Die „Kunst“ das Material zu beherrschen ist für beide, Künstler*innen und Handwerker*innen, keine Kunst, sondern eine selbstverständliche Voraussetzung für die je eigene Arbeit.

Ich denke es liegt teilweise an der gedanklichen „europäischen“ Trennung von Kunst und Handwerk. In Asien, vor allem Japan, wird nicht groß zwischen Kunst und Handwerk unterschieden.
LG mani aiyana
LikeGefällt 1 Person
Ja, das stimmt. Da wird eben die gestalterische UND die handwerkliche Leistung gemeinsam gesehen und viel, viel höher bewertet!
LikeLike
Einer der Punkte liegt vielleicht in der geschichtlichen europäischen Entwicklung (Trennung der Macht zwischen Religion [Kirche] und Staat [König]). Ich denke eine leichte(!) „Vermischung“ der Kulturen (Asien-Europa) würde für beide vorteilhaft ausfallen. In Asien habe ich schon erlebt, dass jemand Münzen auf einen Friedhof verloren hat und diese nicht mehr aufhebte da sich evtl böse Geister eingenistet haben.
LikeLike
Ist aber langer Weg. Gewohnte Denkweisen ändern Sicht nicht so leicht.
LikeLike