Ein „Hungertuch“

Kirche St. Martin in Deggendorf

Jedes Jahr in der Fastenzeit wird der Hochaltar mit einem violetten Tuch verhängt. Dieses sogenannte Hungertuch verhüllt die Schönheit des Altares um „die Augen fasten“ zu lassen. Dieses Jahr hat Günter Reinhardt exklusiv ein „Hungertuch“ gestaltet, das aus einer großen bemalten Papierbahn besteht.

Wer zur Zeit in die Kirche St. Martin kommt, dem fällt es sofort auf: Nicht das Altarbild des Hochaltars ist zu sehen, sondern eine mehr als vier Meter hohe und zwei Meter breite Papierbahn bemalt mit vielen kleinen und großen Zeichen. Günter Reinhardt, Bildhauer, Keramiker und Grafiker aus Neuhausen, hat dieses Kunstwerk exklusiv für die Pfarrei geschaffen. Es wird die Kirchenbesucher durch die Fastenzeit 2021 begleiten.

Das bestimmende Thema dieses Fastentuches mit dem Titel „Verantwortung“ sind Zeichen und Worte. Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Entwicklung menschlicher Schrift-zeichen dargestellt wird. Das beginnt mit Symbolen aus Felsenmalereien wie Fisch, Stierkopf und Welle, geht über die Entwicklung von Buchstaben bis zur digitalisierten Schrift, die nur noch aus 1 und 0 besteht.

Günter Reinhardt ging es aber um mehr. Das zeigt er, indem er den Begriff „Wort“ an zentraler Stelle auf die Papierbahn malt. Das Wort aber ist die Grundlage des Mensch-Seins. Worte bedeuten Kommunikation und Verständnis. Worte drücken Gefühle aus. Worte können heilen und töten. Wir lesen, schreiben und denken in Worten.

Und hier kommt auch der Glaube ins Spiel. Das „Wort“ steht im Mittelpunkt des Christentums, denn „Gott war das Wort“ wie es im Johannesevangelium heißt. Vom Wort weiß die Heilige Schrift: Es ist schöpferisch – denn mit dem Wort „Es werde..“ fängt alles an, ohne das Wort ist Nichts. Es ist kraftvoll, denn „es bewirkt was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe“ spricht Gott im Buch Jesaja. Im Kunstwerk von Günter Reinhardt lässt sich die schöpferische Kraft des Wortes (Gottes) erspüren, wenn man sieht, wie sich aus dem Wirrwarr der Zeichen die Klarheit der Buchstaben herausschält.

Bei längerem Schauen setzt man irgendwann die Buchstaben und Silben zu einem Wort zusammen. Man liest vielleicht zuerst „Antwort“ und schließlich „Verantwortung“. Und genauso könnte es gedacht sein: Unsere Antwort auf die schöpferische Tat Gottes, der uns und die Welt werden ließ, ist unser verantwortetes Leben. Unsere Verantwortung für das eigene Leben, das unserer Mitmenschen und die Bewahrung der Schöpfung.

Wie jedes andere Kunstwerk ist auch dieses eine Einladung zum Innehalten und Schauen. Lassen sie es auf sich wirken als Gesamtheit wie im Detail. Entdecken sie, was es zu sehen gibt – was sie überrascht und was sie befremdet. Es gibt wohl so viele Möglichkeiten, es zu verstehen und Dinge herauszulesen wie es Menschen gibt, die es anschauen.

Diakon Sebastian Nüssl

Light Cube Deggendorf

ein surreales Schattenmobile

In luftiger Höhe bewegen sich geheimnisvolle Schatten auf den ca. 350 Quadratmetern der Fenster der achten Etage des KARL-Turms. 10 Tage lang können die Deggendorfer einen kulturellen Abendspaziergang rund um das Hochhaus machen, von unten nach oben schauen und sich an dem Tanz rätselhafter Schattenfiguren erfreuen. Das Betreten der Etage ist allerdings aus Sicherheitsgründen verboten.

Video auf Niederbayern.TV

Ausgedacht haben sich das Schattenmobile die beiden ehemaligen TH Professoren Günter Reinhardt und Ernst Jürgens – ein Team, das in den letzten Jahren schon oft für multimediale Überraschungen im öffentlichen Raum gesorgt hat.

In Zeiten aufwendig digitaler Medienkunst hatten die beiden viel Spaß am Rückgriff in die altmediale Zauberkiste: Licht und Schatten, Karton und Requisiten surrealer Filme der Jahrhundertwende als Mitwirkende. Mit der leichten Windkraft von mehr als einem Dutzend Ventilatoren gelingt es, ein poetisches Schattenmobile zu inszenieren, das trotz seiner Schwarz-Weiß-Reduktion an Vorbilder wie Jean Tinguely oder Alexander Calder erinnert.

Die kinetische Skulptur hat ihren perfekten Platz in dem im Entstehen begriffenen Deggendorfer Hochhaus und ergibt eine Symbiose von Architektur und Kunst. Auch die Zusammenarbeit mit Herrn André Karl als Vertreter der Unternehmensgruppe KARL und Bauherr sowie dem Architekten Markus Kress wird von den beiden Medienkünstlern als ideenreich und flexibel bezeichnet.

Ein Mobile ist ein Stück Poesie, das vor Lebensfreude tanzt und überrascht.“ So hat Alexander Calder seine Kunst beschrieben. Und so ein Kunstwerk ist zehn Tage lang in Deggendorf am KARL-Turm anzuschauen.

Sonntag, 21.2.2021 bis Dienstag, 2.3.2021
täglich ab 19.00 Uhr

Kunst im Teamwork?

Druckgrafik

Künstler*innen sind Individualisten, sie machen „ihr Ding“ nach ihrer Facon. Sie erarbeiten sich ihre ganz persönliche Sicht auf die physischen wie auch die geistigen Dinge des Lebens – und des Sterbens. Sie spiegeln die Welt in der sie leben, ihre Umwelt, ihre sozialen Verhältnisse und Einbindung in die Gesellschaft.
Und sie ringen um ihre sehr eigenen Themen, eine persönliche, unverkennbare Ausdrucksweise, Formensprache oder Farbigkeit.
Nur logisch, dass sich die meisten Künstler*innen eher als Konkurrenten sehen denn als Gleichgesinnte. Zumal angesichts eines für die meisten Akteure eher kleinen Marktes.

Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. So gibt es auch unter Künstler*innen teamfähige Menschen, die in der Lage sind nicht nur das Trennende zu sehen, sondern auch das Verbindende und die Möglichkeiten, die sich aus der Verbindung zweier unterschiedlicher Sichtweisen, Begabungen, Kenntnisse und Fertigkeiten ergeben kann.

Seit vielen Jahren arbeite ich immer wieder mit dem Berliner Maler und Grafiker Andreas Rössiger zusammen, entstanden sind dabei Bildhauerarbeiten, Gemälde und auch Druckgrafik.

Zufällig bedeutungsvoll – Ferrotypie, 90×70 cm

Ferrotypie – die von uns entwickelte Hochdrucktechnik nutzt in Form geschnittene Stahlplatten und Offsetfarben . Die bewegten Hintergründe sind von Hand vor dem Druck in Mischtechnik gefertigt. Um gleichmäßige Flächen zu erhalten ist Präzision und relativ hoher Pressdruck notwendig.

Es entstanden 4 Blätter in einer Kleinauflage von jeweils 10 Stück, die in einer Mappe zusammengefasst wurden.

Das gemeinsame Arbeiten ist zu einem Teil spontan „blindes Verstehen“. In schwierigen Phasen, die es bei jedem Gestaltungsprozess gibt, heißt es sich selbst zu öffnen, sich nicht zu verstecken und gleichzeitig auf den Partner zuzugehen, zuzuhören, zu versuchen zu verstehen. Folgerichtig wird viel und lang gesprochen und tief gebohrt. Das verlangt tiefes Vertrauen und Freundschaft. Am Ende ist es immer ein beglückendes Erlebnis.

Der Durchschein – Ferrotypie, 70×90 cm
Wehrhafter Augenblick – Ferrotypie, 70×90 cm
Kleiner Stänkerer – Ferrotypie, 90×70 cm

Zwei Mappen sind noch verfügbar, auch einige Einzelblätter können noch erworben werden.

Grafik und Zeichnung

Spontanität ist spannend

vom Bleistift bis zum Federhalter, von der Wachsmalkreide bis zum Kohlestift kommt hier alles zum Einsatz. Es wird ausgeschnitten und geklebt, übermalt und überprägt. Sponanität steht dabei immer im Vordergrund. Dabei geht vieles schief und landet im Pabierkorb, wenn es aber klappt … dann nennt man es Mischtechnik.

Zelte/tents
König mit Drachen/king with a kite
portrait

Medienkunst – digital art

Der autonome Computer

Mein Rechenknecht macht sich selbstständig! Während ich zu Hause sitze und auf meinen Bildschirm starre, kommt er herum in der Welt. USA, Malaysia, Frankreich … aber auch innerhalb Deutschlands ist er unterwegs.

regards from drive C: – Cologne

Immerhin ist er so freundlich und schickt mir Grüße von dort. Er nennt sie „regards from drive C:“.

Gerade war er in Peking …

regards from drive C: Beijing